In europäischen Grenzregionen wird Geschichte lebendig. Die Folgen von Krieg, geopolitischen Veränderungen und Zwangsmigration im 20. Jahrhundert haben hier zur Herausbildung einer eigenen Erinnerungskultur geführt. Zum achten Mal organisiert das Europäische Netzwerk Erinnerung und Solidarität (ENRS) die internationale Sommerschule “In Between? Searching for Local Histories in Borderlands of Europe” gerade in solchen Regionen. Zur Bewerbung eingeladen sind Studierende der Geistes- und Kulturwissenschaften aus ganz Europa. Die Teilnehmer:innen treffen sich zunächst in Warschau zu einem Einführungsseminar und reisen dann in drei Gruppen an die deutsch-französische, polnisch-tschechische und italienisch-slowenische Grenze, wo sie Interviews mit Einwohnern führen und eine Podcasting-Serie gestalten. Bewerbungen werden bis zum 24. April entgegen genommen.
Das Programm richtet sich an Studierende der Kultur- und Geistes-wissenschaften folgender Fächer: Anthropologie, Journalismus, Volkskunde, Geschichte, Kulturwissenschaften, Soziologie, Regionalstudien und verwandte Fachrichtungen. Die Bewer-ber:innen werden gebeten ein Online-Formular auszufüllen: https://enrs.eu/edition/inbetween2022. Teilnahmevoraussetzung sind Englischkenntnisse. Weitere Sprachkenntnisse entsprechend den gewählten Grenzregionen sind von Vorteil (Deutsch, Französisch, Italienisch, Slowenisch, Tschechisch oder Polnisch). Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 24. April 2022. Die Teilnahme an der Summer School ist unentgeltlich. Die Reisekosten nach Warschau und am Ende des Programms aus der Grenzregion nach Hause tragen die Teilnehmer:innen selbst.
Die Aufgabe der Studierenden in den drei Grenzregionen wird es sein, Material über die persönlichen Erfahrungen der Einwohner in den multiethnischen Grenzregionen zu sammeln und einen Podcast zu gestalten, der über das Medium Ton und Klang die Atmosphäre und Besonderheit der besuchten Orte wiedergibt. Die Sommerschule 2022 ist zugleich der erste Teil eines dreijährigen Programms des ENRS zum Thema Migration in Europa. Die aufgezeichneten Interviews aus den Grenzregionen werden für Bildungszwecke aufgearbeitet und sollen 2025 herausgegeben werden. Die Podcasts aus den einzelnen Grenzregionen werden in der Mediathek des ENRS sowie auf den Portalen Spotify und Simplecast veröffentlicht.
Seit 2016 besuchten Studierende im Rahmen der Summer-School 18 Regionen oder Städte in Mittel-, Ost- und Südeuropa, darunter Schlesien und das Lebuser Land im deutsch-polnischen Grenzgebiet, Siebenbürgen und die Bukowina in Rumänien, die Stadt Pécs im ungarisch-kroatischen Grenzgebiet, die Südsteiermark, das polnisch-litauische Grenzland, Katalonien und Grenzregionen im westlichen Balkan. 2018 erhielt "In Between?" eine besondere Auszeichnung im Rahmen der Preisvergabe Europa Nostra.
Weitere Informationen zu den bisherigen Studienreisen und ihren Ergebnissen: enrs.eu/inbetween.
Die Sommerschule findet in diesem Jahr vom 6. – 16. Juli in den Regionen Elsass, Friaul-Julisch Venetien und der Euroregion Teschener Schlesien statt. Den Auftakt des Programms bildet ein Seminar in Warschau mit Einführungen von Wissenschaftler:innen und Journalist:innen zum Thema lokalgeschichtlicher Forschung und oral history sowie praktischen Workshops zu audiovisueller Dokumentation und Podcasting. Anschließend teilt sich die Gruppe von ca. 25 Teilnehmer:innen in drei Kleingruppen auf, die parallel in die Grenzregionen fahren. Während des einwöchigen Aufenthaltes vor Ort lernen die Studierenden Geschichte und Gegenwart der Region kennen, indem sie durch Exkursionen, Fachgespräche und Interviews mit Vertreter:innen der lokalen Bevölkerung die Mikrogeschichte erforschen.